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  • margitschmidinger

Wen hat Jesus geliebt?

Updated: Oct 19, 2022

Maria Magdalena? Johannes? Petrus? Das verlorene Schaf? Den verlorenen Sohn? Den Tauben? Den Blinden? Die blutflüssige Frau? Dich....?


Die Namen ließen sich endlos fortsetzen. Die Liebe, zu der Jesus fähig war, scheint keine Grenze zu kennen. Er wusste sich von Gott so sehr geliebt, dass er ihn sogar "Abba", Vater nannte. Er, ein Jude, dem es aus Ehrfurcht vor Gott eigentlich nicht erlaubt war, überhaupt einen Namen für Gott zu verwenden. Wie war es einem Menschen möglich, so von Gott zu sprechen wie Jesus es tat? Wie war es einem Menschen möglich, die Liebe Gottes so intensiv in sich wahrzunehmen, dass er sich selbst als Sohn Gottes bezeichnete?

Von den ersten dreißig Jahren des Jesus von Nazareth wissen wir kaum etwas. Er war kein Wunschkind. Einige Engel mussten nachhelfen, damit Maria und schließlich auch Josef ihr JA sagen konnten zu diesem Kind. Das weitere Leben verlief wahrscheinlich normal in einer einfachen, jüdischen Großfamilie mit einigen Brüdern und Schwestern. Dass er als 30jähriger noch nicht verheiratet war und keine eigene Familie hatte lässt vermuten, dass er sich nicht an die damals üblichen gesellschaftlichen Konventionen und religiösen Zwänge hielt. Das wiederum setzt eine tiefe persönliche Entwicklung voraus. Das erste selbstbewusste Auftreten in der Synagoge von Kafarnaum unterstreicht die Reife und Größe des Nazareners. Er war eins mit Gott und diese Verbundenheit schenkte ihm eine tiefe Selbstliebe, aus der heraus eine grenzenlose Nächstenliebe erwuchs. Über die Jahrhunderte rückte er in die Ferne, Jesus wurde glorifiziert, dh vergöttlicht und entmenschlicht.

Der Film "Maria Magdalena" (2018) holt den göttlichen Jesus wieder herunter von seinem Thron und zeigt uns einen Menschen aus Fleisch und Blut. Joaquin Phoenix, der in die Rolle des Jesus schlüpft sagt selber, dass ihm diese Rolle anfänglich Angst gemacht hat. Jesus war für ihn eine „überlebensgroße Ikone“, und entsprechend hoch seien die Erwartungen gewesen. Schließlich habe er sich den Fakten gewidmet und für sich festgestellt: „Du spielst Jesus von Nazareth, einen Mann aus Fleisch und Blut. Mein Weg in diese Rolle war diese menschliche Verbindung.“ Über den Film sagt er weiter: „In unserem Film zeigen wir, welchen Einfluss Maria Magdalena auf Jesus und das frühe Christentum hatte und wie wichtig sie unter den Jüngern war. Keiner der anderen Jünger war bei seiner Kreuzigung dabei, auch nicht bei seiner Auferstehung. Das zeigt, wie mutig sie war.“ Er finde es indes ganz schön krank, dass die einzigen beiden Beispiele für Frauen, die sich in der Bibel finden, „die Jungfrau oder die Hure“ seien. „Deswegen fand ich dieses Filmprojekt aufregend. Weil junge Frauen hier auf so positive Weise im biblischen Kontext gezeigt werden.“ In Bezug auf die aktuelle Debatte um Gleichberechtigung sagt Phoenix: „Frauen brauchen nicht den Segen der Männer, um sich wirklich zu emanzipieren. Und das ist auch die Botschaft unseres Films.“ So sage Maria Magdalena etwa in einer Szene zu Petrus: Ich bin nicht hier, um deine Zustimmung zu erbitten für etwas, das ich für wahr halte (Zitat aus PRO, das christliche Maganzin, März 2018).

Diesem "heruntergekommenen" Jesus fühle ich mich nahe. Er ist kein verklärter Ableger Gottes, kein Wunderwuzzi, der um seine Göttlichkeit wusste und nur mit den Fingern schnippte und alle waren glücklich und zufrieden. Sein Leben war ein Suchen und Ringen, ein Verlassen-Sein und Getragen-Sein. Er musste - wie wir - durch schmerzhafte Erfahrungen durchgehen, sie machten ihn fähig zu einer Liebe die keine Angst mehr kennt. Wenn wir ihm nachgehen können wir sie finden: Die Liebe, die keine Angst mehr kennt. Eine Liebe, die selbst die Feinde liebt. Der mühsame, schmerzliche Weg bleibt uns dabei nicht erspart....(Mt 7,13).


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